Exploit

SYMPOSIUM - Samstag, 13.9.2014, ab 15:00 Uhr

Moderation: Jana Herwig

15:00 Uhr | Wolfie Christl
Data Dealer: Mit kommerzieller Überwachung und Big Data in die digitalen
Technokratie?

Heute wird fast alles, was wir tun, in irgendeiner Form aufgezeichnet,  überwacht und gespeichert. Alle unsere Klicks, Kontakte und Bewegungen werden akribisch verfolgt und durchleuchtet, unsere Interessen und Abneigungen penibel registriert und ausgewertet. Unser Verhalten wird in Echtzeit protokolliert, unsere Kommunikation ausgewertet und unser Alltag analysiert. Spielerische Mechanismen bringen uns dazu, begeistert unsere Körperfunktionen oder unsere Schlafqualität vermessen zu lassen. Die gesammelten Informationen landen auf irgendwelchen Serverfarmen am anderen Ende der Welt, sowohl Unternehmen wie auch staatliche Behörden greifen eifrig darauf zu. Aus Metadaten wird auf Familienplanung, ökonomische Situation, politische Einstellung, psychischen Zustand oder die Zuverlässigkeit von ArbeitnehmerInnen geschlossen. Mit Hilfe lernfähiger Algorithmen und statistischer Methoden wird nach Mustern gesucht und unser zukünftiges Verhalten prognostiziert. Wir werden in Schubladen einsortiert, in rentabel und unrentabel eingeteilt oder gar als Risiko eingestuft. Mit personalisierten Anreizen und A/BTesting wird unser Verhalten manipuliert. Wolfie Christl präsentiert das internationale Erfolgsprojekt Data Dealer [Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterhttp://datadealer.com] und fragt sich seit Jahren: Wer sammelt unsere  persönlichen Daten und wer profitiert? Entwickelt sich die  Informationsgesellschaft zum technokratischen ÜberwachungsAlptraum? Und: Was tun?

Startet den Datei-Downloadmp3

 

16:00 Uhr | Daniel Meßner
Biometrie. Eine Wissenskultur des WiederErkennens

Ende des 19. Jahrhunderts verbreiteten sich mit Anthropometrie  (Körpervermessung) und Daktyloskopie (Fingerabdruckverfahren) biometrische Techniken zur Wiedererkennung von Personen. Gleichzeitig entstanden mit den Erkennungsdiensten Behörden, die sich auf den Umgang und Austausch von Körperinformationen spezialisierten. Damit einher gingen massive Sicherheitsversprechen und die Erfindung neuer Formen der  Informationsverwaltung, in dem Körpermerkmale – wie Fingerabdruckmuster – indexiert und Personen zugeordnet wurden. Strategien des Ordnens,  Klassifizierens und Archivierens etablierten eine erkennungsdienstliche Wissenskultur bei den Polizei- und Kriminalbehörden. Biometrische Verfahren haben gegenwärtig eine große Überzeugungskraft und doch wird der  kriminalpolizeiliche Entstehungshintergrund meist ausgeblendet.  Kulturwissenschaftliche Archivtheorien haben gezeigt, dass Ordnen und Klassifizieren Akte der Sinnstiftung sind, die die Idee enthalten, durch das Ordnen über das Geordnete zu verfügen. Die Analyse von Wissensverwaltungen erlaubt daher einen Blick auf Formen von Macht und Herrschaft. Biometrische Registraturen lassen sich als Vorformen von modernen Datenbanken beschreiben und damit als Archive, die sich durch radikale  Dekontextualisierung ihrer Inhalte auszeichnen. Sie sind eine  Herrschaftstechnik, die neue Formen der Informationsabfrage ermöglichen.

Startet den Datei-Downloadmp3

 

17:00 | Jos Diegel & Lisa Schröter
There is no/a sexual report. Entität, Identität und die Konstruktion eines relationalen San Francisco

Vom 1. - 6. Oktober 2013 konstruierten Lisa Schröter und Jos Diegel das intime Szenario einer 6tägigen Beziehung in San Francisco mündend in die „Arse Elektronika monochrom's Conference on sex and technology!“. Nach ihrem Kennenlernen im Mai in Zürich, einigen Emails und einem Treffen in Wasserburg am Bodensee im September sollte in San Francisco die Konstruktion einer Situation für  Geschlechtsverkehr und ein mögliches Geschlechterverhältnis entstehen. In einem Aufeinandertreffen von Videobildern, Texten und Fotografien und Live Bericht präsentieren Jos Diegel und Lisa Schröter ein paradoxes Verhältnis- und Beziehungsexperiment, das sich hin und her bewegt zwischen medialer Parodie einer intimen und pornografischen Offenbarung und der Dekonstruktion hoher Werte sexueller Identität und Liebesgesten als Überführung des privaten Moments in eine öffentliche Sphäre. Die beiden erzählen von einem Zustand zwischen Performance und Realität, vom Körperlichen und Sprachlichen  zueinander und zu Intimität, Kommunikation, Identität, Liebe, Bildern, Narration, Beziehung, Geschlechtern, Sexualität.

Startet den Datei-Downloadmp3

 

20:00 Uhr | WOLO Award Gala 2014

Startet den Datei-Downloadmp3 (Gala)

Startet den Datei-Downloadmp3 (Preisverleihung)