Christoph Weber

Schade dass Beton nicht brennt
2012/2021
 
"Schade dass Beton nicht brennt" bezieht sich auf einen gleichnamigen Song von Yok! Pocketpunk aus den späten 90er Jahren, der darin auf seine Erlebnisse beim Protest gegen einen Castortransport ins Endlager Gorleben eingeht. Er bezog sich bei seiner Titelwahl wiederum auf den gleichnamigen Dokumentarfilm von 1981, der die Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Hausbesetzern in Berlin begleitet. Die nun gefilmte Sequenz ist ein Re-enactment der Arbeit von 2012, bei der die Schalung eines Betonkubus teilweise verbrannt wurde, um die Skulptur beim Ausschalen mit der Methode der verlorenen Form schwarz anzukokeln. Die entstandene Arbeit war aber zu ‘clean’ – so beschloss Christoph Weber, die Skulptur bei etwa 50 km/h hinten aus dem Auto auf den Asphalt zu knallen. Seine Serien, Beton zu zerbrechen oder anderweitig zu traktieren, sind das Resultat eines Protestes – eine Protestform – gegen dieses dominante Material. Es ist ein Nachvollzug der Kraft, die nötig ist, um die Übermacht der Autorität, die das Material nicht nur ausstrahlt, sondern tatsächlich repräsentiert, zu visualisieren.

Christoph Weber
Wien, Österreich
 
Christoph Weber ist Bildender Künstler mit Schwerpunkten auf Skulptur, Fotografie, künstlerische Forschung. Ab 2010 widmet er dem Material Beton für etwa ein Jahrzehnt die exklusive Aufmerksamkeit. Den “methodologischen Nachvollzug” früherer Arbeiten übernehmend, war es zunächst die geopolitische Analyse, die ihn dazu brachte, das Material skulptural einer extremen Belastungsprobe auszusetzen, und Bruchstellen mit bildhauerischen Methoden von Abformung und Wiederholung zu überzeichnen. Die Zerstörung des vermeintlich Unzerstörbaren selbst in die Hand zu nehmen, kulminierte schließlich in der Werkserie "Uncast", in der er das Material noch vor der Aushärtung unterschiedlichsten Prozessen unterzieht, und so die Agency des Stoffes selbst herausfiltert. Seit 2017 beschäftigt er sich mit Themen der Ressourcengewinnung, der Technosphäre und dem Anthropozän im Kontext der Philosophie des New Materialism.

Aktuelle Projekte: Viennabiennale for Change, MAK. Residency in den Artcube Artists' Studios Jerusalem. Artist in Residence im Österreichischen Skulpturenpark.

2013 gewann er den Art Austria Award, 2010 and 2003 war er Artist in Residence im ISCP in New York City. 2008 gewann er den Outstanding Artist Award.