Abstract

Herbert Hrachovec

Massiv offen

„Massive Open Online Courses“ (MOOC); „Open Educational Resources“ (OER). Immer mehr Ton- und Videodokumentationen universitärer Lehrveranstaltungen sind frei am Internet verfügbar. Warum bezeichnet man sie als „offen“? Am Video einer Vorlesung kann man nicht teilnehmen. „Offen“ heißt in diesem Zusammenhang: Interessentinnen können sich an den Ressourcen gratis bedienen. Es handelt sich nicht um freien Hochschulzugang, sondern um einen permanenten Tag der offenen Türen.
Der Unterschied besteht darin, dass man das eine mitmacht und das andere konsumiert. MOOCs schaffen die Gelegenheit, virtuell im Hörsaal anwesend zu sein. Sie überwinden räumliche und finanzielle Aufnahmebeschränkungen. Niemals noch gab es soviel Einsicht in die Abläufe des Erziehungswesens. Es ist aber auch noch niemals deutlicher geworden, dass eine Packung Information aufgeschlüsselt und verarbeitet werden muss, um Wissen zu werden. Eine Soundkarte ist für sich genommen keine Tonquelle.
„Offene Kultur“ bezieht ihre Attraktivität aus der Gegenüberstellung mit Eintrittspreisen, Benutzungsgebühren und Zugangsbeschränkungen. Das Internet hat Bezahlsysteme, die auf materiellen Medienbeschränkungen beruhen, in vielen Fällen obsolet gemacht. So ist ein Schub an „Offenheit“ entstanden, dem eine neue Politik der Eingrenzung gegenübersteht. Die einfache Frontlinie verläuft zwischen der Beförderung ungehinderter Informationsverbreitung und der Verteidigung reservierter Zonen. Am Beispiel MOOC ist abzulesen, dass eine zweite Front entstanden ist. Die massive Zugänglichkeit von Kulturgütern kann sich selbst als Hindernis für Kultur erweisen.

 

Beate Koller

Saatgut.Macht.Kultur: Alte Praxen, neue Verbote

Die Geschichte ist so alt die Landwirtschaft: Bauern gewinnen und tauschen die Samen ihrer Nutzpflanzen untereinander. Sie ernten Früchte der Vielfalt: Gemüse und Getreide, das gschmackig ist und resistent. So sichern sie das Überleben ihrer Familien und schaffen eine nie dagewesene Vielfalt an Kulturpflanzen. Doch die Industrialisierung in der Landwirtschaft hat diese Praxen nicht nur verdrängt, sie sollen jetzt strafbar werden. Neue Gesetze spielen der Industrie in die Hände: die private Weitergabe von Saatgut soll illegal und der Bauer zum Kunden des Konzerns werden. Damit wird die Kontrolle über unser Essen weiter an die Industrie abgegeben.

 


Andreas Kirchner

Unternehmenswikis: Zwischen Whiteboard, Handbuch und Helpdesk

Die Zusammenfassung soweit:
"Ein Unternehmenswiki ermöglicht Hilfe bei der Bewältung von Situtionen und Aufgaben im Unternehmen, die nicht oder nicht ausreichend durch Benutzerhandbücher, Prozessdokumentationen, Whiteboards oder Hotlines abgedeckt sind. Ein Wiki benötigt die Eigeninitiative derjenigen, die Informationen anfragen. Mitarbeiterinnen bearbeiten die Texte selbständig und kollaborativ, je nach Bedarf und Energien. Doch Situationen absorbieren uns und erlauben nicht immer eine Explikation des benötigten Wissens on-the-go, was zu Asynchronitäten zwischen der eigenen Situation und dem Angebot im Wiki führt: Unvollständige Texte, auf diverse Seiten verstreute Informationen, veraltete quick fixes. Diese Fragmente einer Wissensdokumentation, ermöglicht durch die Freiheitsgrade der ad-Hoc Textbearbeitung, führen in einem sich schnell wandelnden Spektrum von Aufgaben zu einer Erhöhung von Komplexität. Die Grenzenlosigkeit der Bearbeitungsmöglichkeiten trifft auf unsere eigenen Grenzen im betriebsamen Alltag."

 

Kurt Kulac

Wikipedia: Wissen ist Macht - Wissen teilen ist mächtiger

Die Wikipedia und Schwesterprojekte wie Wikimedia Commons stehen
weltweit für den kostenlosen Zugang zu Freiem Wissen - werbefrei und
spendenfinanziert. Die Wikipedia ist somit mehr als eine erfolgreiche
Online-Enzyklopädie - sie ist ein Symbol dafür, dass viele der Ideale,
die mit dem Internet verbunden werden auch in der Realität
funktionieren. Im Zusammenhang mit  "Open Culture" bietet das Non-Profit
Projekt Wikipedia einen gemeinwohlorientierten Zugang, der jedoch auch
eine kommerzielle Weiternutzung freier Inhalte ermöglicht.

 

Clara Landler

Open Data - Spielwiese der InformationenOpen Data – was ist das überhaupt? Wovon sprechen wir, wenn wir von "offenen Daten", Rohdaten und Metadaten reden? Was bedeutet eigentlich offen – und wieso sind Standards derzeit das zentrale Thema in diesem Kontext? Wer erstellt die Regeln, nach denen sich mit Daten spielen lässt? Und wer kann mit Open Data überhaupt etwas anfangen? In ihrem einführenden Beitrag wird Clara Landler die Basis des Themenfeldes Open Data mithilfe seiner Grundbegriffe, grundlegenden Denkfiguren und aktuellen virtuellen Knospen und Blüten veranschaulichen.

 


Astrid Mager

Mächtige Netze – vernetzte Macht

Google, Facebook, Amazon & co. Sie alle haben sich geschickt in Stellung gebracht. Die offene Struktur des Netzes durch geheime Algorithmen, digitale Zäune, und Werbenetzwerke beschnitten und dem Konsum ausgeliefert. Sie sind zentrale Knoten in einem dezentralen Netzwerk. Mächtige Player in einem per se machtfreien Raum. Doch ihre Macht ist nur geliehene Macht. Sie ist Produkt unserer Vernetzung. Unserer Gier nach Aufmerksamkeit, Zuspruch, Klicks und Likes. Ihre Macht ist ein Netzwerkeffekt, wie ich vor dem Hintergrund der Akteurs-Netzwerk Theorie diskutieren möchte. Doch was passiert wenn wir uns ausloggen aus dem System? Ausklinken aus dem mächtigen Netzwerk?


Simon und Mayer

Freie Software und die Möglichkeit kritischer Praxis

Abstract: Die Entwicklung freier Software ist seit ihren Anfängen ein
emanzipatorisches, ein sozio-technisches Projekt. Emanzipatorisch in
Hinblick auf die positive gesellschaftliche Wirksamkeit freier Software,
sozio-technisch in Hinblick die doppelte Sozialität freier Software als
kollaboratives sowie gesellschaftlich verankertes und wirksames Projekt.
Dennoch ist in den letzten Jahren eine Ernüchterung eingetreten: obschon
freie Software in mancher Hinsicht durchaus ein Erfolgsmodell zu sein
scheint, so hat doch v.a. die Einverleibung der Praktiken und Prinzipien
freier Software in kommerziellen Gefilden/Großkonzernen die Gemüter
erregt und den Ausverkauf der Freiheit befürchten lassen. In unserem
Vortrag möchten wir der Frage nachgehen, inwiefern mittels
feministischer Theorie das kritische Potenzial freier Software
realisiert werden kann. Der Rekurs auf feministische Erkenntnis- und
Wissenschaftstheorie kommt nicht von ungefähr: zum einen haben
feministische Theoretikerinnen in besonderer Weise das Verhältnis von
Wissen und Macht beleuchtet. Zum anderen ermöglichen die
Herangehensweisen von Theoretikerinnen wie Karen Barad, Lucy Suchman
oder Helen Longino die kritische Analyse der Art und Weise wie sich
Prinzipien der freien Software und der offenen Kulturen in Objekten
praktisch materialisieren.


Siegfried Pflegerl

Bilderstreit. Das Verblassen von Subjekt und Objekt im Hintergrund

Für die Evolution der Inhalte der Kunst ist eine Erweiterung der Kunstteorie über die Postmoderne hinaus erforderlich. Die Realisierung dieses Konzeptes im Rahmen der Freiheit der Kunst und des Anspruchs der Gesellschaft auf eine Entwicklung jenseits struktureller ökonomistischer Gewalt in kapitalistischen Gesellschaftsformationen erfordert eine Überschreitung des bürgerlichen Rechtsbegriffes der autonomen Künstler_innen-Persönlichkeit und damit verbunden eine Entfesselung des etablierten Urheberrechts. Die Lecture thematisiert die implizierten Spannungen und bietet Lösungen.